Heute möchte ich euch von Martin (48 Jahre alt) erzählen, der vor einiger Zeit den Weg zu mir als Mentalcoach fand. Martin arbeitete seit 14 Jahren als Abteilungsleiter in einem mittelständischen Handelsunternehmen. Seit einem knappen halben Jahr musste er sich mehr und mehr zwingen, auf Arbeit zu gehen. Er hatte das Gefühl, dass er immer auf derselben Stelle trat. Zum einen empfand er seinen Arbeitsalltag als zunehmend monoton. Entscheidungen, die er früher selbst treffen durfte, erledigte heute sein Vorgesetzter. Andererseits hatte sich das Arbeitspensum im Lauf der Jahre extrem erhöht. Er kam sich immer mehr als „Arbeitsroboter“ vor, der Befehle empfängt und sie stur nach Plan und Vorschrift ausführt. Früher hingegen empfand er viel Spaß an seinem Job. Er hatte mehr Entscheidungsbefugnisse und die Kollegen waren alle sehr nett. Selbst mit der nicht ganz so üppigen Bezahlung kam er gut zurecht.
Martin wollte und konnte nicht mehr so weitermachen. Er wurde zunehmend frustrierter. Selbst zu Hause reagierte er mehr und mehr seinen Frust an der Familie ab. Das führte dazu, dass auch noch Beziehungsprobleme auftraten. Es musste sich also dringend etwas ändern, bevor noch alles „den Bach runterging“.
Wie konnte ich Martin helfen?
Zunächst einmal möchte ich voranstellen, dass jeder Klient die Lösung seines Problems selber finden und anpacken muss. Ich als Mentalcoach kann ihn auf dem Weg dorthin begleiten und Hilfestellungen geben. Gehen jedoch muss er diesen Weg ganz allein.
Hier ein kleiner Auszug von Fragen, die ich Martin gestellt habe:
- Könntest du dir vorstellen, die Firma zu wechseln und in einem anderen Unternehmen noch mal neu anzufangen?
Die Antwort darauf war: „JA… ABER“
Ich höre so oft diese Wortkombination „JA…ABER“. Prinzipiell sind wir bereit für Veränderung. Allerdings halten uns viele Faktoren, die unserem Umfeld entspringen davon ab. Bei Martin war es unter anderem die Angst vor der Ungewissheit, die Angst ins sogenannte „kalte Wasser“ zu springen, keinen passenden neuen Job zu finden, sich in einem neuen Arbeitsteam zurechtfinden zu müssen usw… Dies sind natürlich alles Aspekte, die den Drang auf Veränderung hemmen. Erst wenn der Leidensdruck hoch genug ist, sind wir bereit auch Ungewissheiten in Kauf zu nehmen.
- Stell dir vor, du hättest ein Angebot von einer anderen Firma bekommen. Du müsstest zwar einen etwas längeren Arbeitsweg in Kauf nehmen, würdest aber einen Arbeitsplatz mit mehr Entscheidungsbefugnissen bekommen. Was würde dich daran hindern, deinen alten Job zu kündigen, und den neuen Job anzunehmen?
Martin zögerte eine Weile und gab mir dann zur Antwort: „…Naja, wenn das Geld halbwegs ok wäre, spricht eigentlich nicht viel dagegen. Ich bin mir allerdings nicht sicher, wie dort die Kollegen sind. Vielleicht komme ich mit denen nicht so richtig zurecht. Schließlich bin ich ja dann dort der „NEUE“. Vielleicht akzeptieren sie mich nicht richtig usw..“
Und wieder war die Wortkombination „JA…ABER“ im Spiel. Martin hatte auch hier wiederum Angst vor Ungewissheiten. Er hatte Angst vor dem Neuen, obwohl er die Veränderung eigentlich wollte.
- Was denkst du, wo du in einem Jahr stehst, wenn du weiterhin in deinem alten Job arbeitest? Wie siehst du in diesem Zusammenhang auch die Kommunikation mit deiner Familie?
Hier musste Martin nicht lange überlegen. Es sprudelte quasi aus ihm heraus.
„…Das wird der absolute Horror. Ich kann mir wirklich nicht vorstellen, diese Arbeit noch lange zu machen. Es macht mir einfach keinen Spaß mehr. Zu Hause kriselt die Beziehung auch schon ziemlich stark. Wenn ich von Arbeit komme, reagiere ich oft gereizt und möchte eigentlich nur meine Ruhe haben. Meine Frau will dann immer mit mir reden und alltägliche Dinge besprechen. Das nervt mich einfach nur und ich reagiere oft sehr abweisend. Überhaupt ist da auch nicht mehr alles so wie früher. Da gibt ein Wort das Andere und am Ende streiten wir uns oft. Wenn wir so weitermachen, dann weiß ich nicht, was passiert…“
- Was würde es für dich bedeuten, wenn deine Frau diese Situation nicht mehr aushält und dich verlässt?
Zunächst reagierte er mit den Worten: „…Das würde meine Frau nicht machen…“ Ich ließ aber nicht locker und meinte, er solle einfach mal davon ausgehen, dass sie es doch macht, weil sie sich von ihm gekränkt, beleidigt und allein gelassen fühlt.
Genau die Vorstellung dieses Szenarios hat ihn dann völlig aus der Fassung gebracht. Ihm wurde mehr und mehr bewusst, dass er dies auf keinen Fall wollte. Er realisierte nun komplett, dass sein gesamtes Umfeld durch seine Unzufriedenheit in Mitleidenschaft gezogen wurde. Wenn er jetzt nicht die Notbremse betätigte, dann würde er nicht nur ein frustrierter Arbeitnehmer sein, sondern auch noch ein frustrierter alleinstehender Mann.
Genau hier war auch mein Lösungsansatz. Martin war klar geworden, dass er einen Jobwechsel dringend brauchte. Er hatte realisiert, dass dies nur durch sein aktives Tätigwerden passieren konnte. Es war nun an der Zeit, Lösungsmöglichkeiten zu finden, wie dieser Prozess vonstattengehen konnte. Bevor Martin zu mir kam, war es eher ein „Jammern“ über seinen bisherigen Zustand, was ihn antrieb. Er war sich nicht richtig bewusst, was es bedeutet, wenn er so weiter macht. Nun jedoch hatte er klare Ziele. Er wollte einen anderen Job mit mehr Verantwortung und ihm war bewusst geworden, dass seine Beziehungsprobleme auch aus seiner Frustration am Arbeitsplatz resultierten. Voller Aktionismus ging er nun dazu über, Bewerbungen aus ungekündigter Stellung heraus zu schreiben. Natürlich stand ich ihm auch beim Thema „richtig bewerben“ hilfreich zu Seite. Gemeinsam haben wir viel gearbeitet und natürlich auch viel geschafft.
Seit ca. 5 Wochen hat Martin einen neuen Job. Er hat nette Kollegen aber natürlich gibt es auch das ein oder andere Problemchen. Dennoch – bislang macht ihm die Arbeit Spaß und auch seine Beziehung stabilisiert sich nach und nach. Aber auch hier muss man Geduld haben. Nicht alles erledigt sich mal eben ganz schnell, wenn das Problem gefunden wurde. Aber es lohnt sich zu kämpfen und an den Dingen zu arbeiten.
Glaubt mir, man kann es wirklich schaffen!
In diesem Sinne, bleibt wachsam!
Ach ja und vergesst nicht eure Meinungen zum Beitrag zu schreiben!
Also, Kommentare sind ausdrücklich erwünscht!!!
Eure Constanze Sommer